Das Forschungsprojekt POET-Pain

Ziel des Forschungsprojektes ist die Prävention Operationsbedingter anhaltender Schmerzen durch die Einführung eines perioperativen “Transitional Pain Service” (Abkürzung POET-Pain)

Worum geht es in dem Projekt?

In Deutschland wurden im Jahr 2017 mehr als 7 Millionen Patient/innen stationär operiert. Akute Schmerzen nach Operationen sind ein bekanntes Problem und Optimierungsansätze werden regelmäßig untersucht. Weniger Aufmerksamkeit erhalten bisher Schmerzen, die nach einer Operation für einen Zeitraum von 3 Monaten oder länger anhalten und in der Fachsprache als chronische postoperative Schmerzen bezeichnet werden – obwohl man weiß, dass diese gar nicht so selten auftreten. Es existieren heute sogar relativ gute Daten über die Inzidenz (Häufigkeit) chronischer Schmerzen nach einem chirurgischen Eingriff, so geben im Durchschnitt 30% der operierten Patient/innen noch 1 Jahr nach der Operation Schmerzen an, die im Zusammenhang mit der Operation bestehen (Fletcher et al 2015). Ebenfalls ist die Zahl der Patient/innen, die 6-12 Monate nach der Operation noch starke Schmerzmittel einnehmen, relativ hoch.

 

Ein wesentlicher Aspekt, der im Kontext der Schmerzchronifizierung eine Rolle spielt, ist die Behandelbarkeit. Ein einmal chronifizierter Schmerz lässt sich nur sehr schwer wieder rückgängig machen und seine Behandlung ist nicht immer zufriedenstellend möglich. Dagegen ist eine Prävention, die eine Schmerzchronifizierung verhindert, eine vielversprechende Möglichkeit, das Problem erst gar nicht entstehen zu lassen. Eine Prävention stellt allerdings eine Herausforderung, auch für das Gesundheitssystem dar, denn die Ursachen für eine Schmerzchronifizierung nach einer Operation sind vielfältig und häufig multifaktoriell. Das Operationstrauma ist nur ein Beitrag, viele weitere Faktoren müssen zusammenkommen, um aus dem Akutschmerz einen chronischen Schmerz zu generieren und betreffen Aspekte vor, während und auch im Verlauf nach der Operation. Dies bedeutet aber, dass schon sehr früh, nämlich idealerweise vor der Operation und über den gesamten Krankenhausaufenthalt hinaus – und sogar bis zu mehreren Wochen nach der Operation der Patient präventiv behandelt werden sollte. Und da die Faktoren, die eine Schmerzchronifizierung beeinflussen, aus verschiedensten Bereichen generiert werden können (sogenannte bio-psycho-soziale Bereiche), muss ein präventiver Ansatz idealerweise interdisziplinär sein.

 

Erste Hinweise darauf, dass ein Präventionsangebot sinnvoll sein kann, liegen aus anderen Ländern vor. Besonders effektiv scheint es zu sein, wenn das Team aus verschiedenen Fachberufen (Mediziner/in; Physiotherapeut/in, Psychotherapeut/in und Pflegenden) besteht, und sich sowohl im Krankenhaus als auch für einige Monate nach der Entlassung aus der Klinik um den Patienten kümmert. So ein Team wird als „Transitional Pain Service“ (kurz TPS) bezeichnet. Hier setzt das Projekt POET-Pain an mit dem Ziel zu prüfen, ob ein solcher TPS die Entwicklung chronischer postoperativer Schmerzen beeinflussen kann, welche Maßnahmen dabei besonders effektiv sind und inwieweit die Umsetzung im deutschen Gesundheitssystem möglich ist.

 

Im Projekt POET-Pain soll ein TPS konzipiert und in einer randomisiert-kontrollierten Studie auf Effektivität und Machbarkeit überprüft werden. Erweist sich der TPS oder bestimmte Teile als wirksam, so ist es vorstellbar, ein solches Konzept generell an deutschen Kliniken als Teil der Regelversorgung anzubieten.

 

Die Risikoeinschätzung der Studienteilnehmer/innen erfolgt anhand objektivierbarer Charakteristiken. Ein Teil der Studienteilnehmer*innen erfahrt die sektorenübergreifende Behandlung durch das TPS-Team, nämlich vor der Operation, nach der Operation in der Klinik und nach Entlassung ambulant für insgesamt sechs Monate. Zusätzlich kommt eine Patient/innen–App zum Einsatz. In Befragungen von Mitarbeitenden und Patient/innen werden Daten zur Umsetzbarkeit und Begleiterhebungen erfasst und es können Teilaspekte identifiziert werden, die für die Entwicklung von individualisierten Schmerz und Präventionskonzepten für Patient/innen nach Operationen in der Zukunft von großer Bedeutung sein können.

 

Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 7,1 Millionen Euro durch den Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert (Förderkennzeichen 01NVF19021; Förderzeitraum 01.08.2021 bis 31.07.2024).

Kontakt aufnehmen

Alt-Moabit 101b, Berlin

info@poet-pain.de

+49 30 39409689-0

49 30 39409689-9